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Gesundheitsblog

Die drei Schätze

21/5/2019

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Geschichtlich
San Bao oder die drei Schätze ist ein altes Konzept der Chinesischen Gesundheitslehre, welches ursprünglich aus der Taoistischen Philosophie hergeleitet wurde und erste Erwähnung schon in Lao Tse's Dao De Jing aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert fand.
In der Daoistischen inneren Kultivierung des Menschen (Neidan), ist es ein wichtiges Konzept, dass eingesetzt wird, um den Menschen bis ins hohe Alter vital und gesund zu erhalten. Erste direkte Beschreibung der Prinzipien des Jing- Qi- Shen finden wir in Daoistischen Texten aus der Song- Dynastie (960-1279 n.Chr.) Darin enthalten sind 3 wichtige energetische Prinzipien, die dem menschlichen Leben zugrunde liegen:

Begriff Erklärung
  1. Jing: ist die "Essenz" des menschlichen Daseins und bestimmt seine körperliche Form. Sie wird auch als konstitutionelle Energie beschrieben. Die reinste Form von Jing zeigt sich in der menschlichen Samen- und Eizelle. Darin enthalten ist das ganze Potenzial des einzelnen Menschen. Wichtig für die Bildung des Jing ist also die Konstitution der Eltern (das elterliche Jing), ihr Zustand während der Zeugung und der Zustand der Mutter während der Schwangerschaft. Je nachdem werden die ersten Lebensjahre des Kleinkindes auch noch als wichtig für die Prägung des Jing angesehen. Ein starkes Jing zeigt sich in der  Widerstandsfähigkeit des Menschen gegenüber belastenden Faktoren, sei dies Krankheiten, emotionale Belastungen oder Schicksalsschläge. Das Jing ist endlich, verbraucht und entfaltet sich während unseres Lebensweges und führt schließlich zu unserem Tod. Es muss also um jeden Preis geschützt und gehegt werden. Manchmal wird es mit einer Kerze verglichen: jeder Mensch kommt mit seiner eigenen Form  und Größe der Kerze auf die Welt. Je mehr und je schneller wir unser Wachs/ Jing verbrauchen, desto eher kommt der Moment, an dem die Kerze ihren letzten Schein ausstrahlt. So kann es sein, dass ein Mensch, der mit einem starken Jing- Konstitution auf die Welt gekommen ist, dies aber "verschleudert", weniger weit kommt als jener, der sein bescheidenes Jing hegt und pflegt, es schützt und nährt! Wie das Jing unterstützt werden kann, sehen wir weiter unten.
  2. Qi: Qi wird übersetzt als der Dampf, der entsteht, wenn Reis gekocht wird. Qi in diesem Kontext wird als flüchtiger als Jing angesehen, es ist eine weitere vitale Kraft, die das menschliche Leben antreibt und in unserem täglichen Leben Energie und Kraft verleiht. Qi wird im Alltag verbraucht, in dem wir uns bewegen, denken, arbeiten und unseren täglichen Verrichtungen nachgehen. Gebildet wird es über gesunde Ernährung und tiefe Atmung, Ausgewogenheit von Aktivität und Ruhe. Verschiedene Faktoren können den Fluss und die Bildung des Qi behindern und es über kürzere oder längere Zeit schwächen: Überlastung und Überarbeitung in geistiger oder körperlicher Hinsicht, emotionale Faktoren oder wenn wir längere Zeit einem harschen Klima ausgesetzt sind (dazu gehören in unserer modernen Welt auch die Klimaanlagen). Auch unregelmäßige oder unausgewogene Ernährung oder gar Umweltfaktoren wie Umweltverschmutzung oder Strahlung führen zur Schwächung des Qi. Ein Bild, das ich im Zusammenhang mit Qi oft verwende ist das eines Gefäßes, in dem sich eine bestimmte Menge Wasser befindet. Über die Aktivität in meinem Leben wird eine bestimmte Menge abgezweigt und durch die bildenden Vorgänge wie Ruhe, Atmung und Qi- Umwandlung der Nahrung und Flüssigkeiten wird wieder Flüssigkeit in das Gefäß gefüllt. Die schwächenden Faktoren sind wie Löcher, durch die nebenbei immer etwas Wasser aus dem Gefäß abfließt. Dadurch steht weniger für unsere alltäglichen Funktionen zur Verfügung. Welche Faktoren genauer zur Schwächung führen und wie wir Qi aufbauen und pflegen, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführen.
  3. Shen: Shen schließlich wird im umfassenden Sinn als Geist übersetzt. Dazu gehören intellektuelle Fähigkeiten wie denken, lernen, Konzentration und Gedächtnis. Weiter zählen wir die Fähigkeit dazu, unsere Umgebung wahrzunehmen, Emotionen zu empfinden und auszudrücken und im weitesten Sinne alle seelischen Aspekte, die das innerste unseres Seins ausmachen. In Daoismus wird manchmal vom kleinen Shen gesprochen, der in uns Menschen wohnt und sich im besten Fall im Laufe des Lebens immer mehr mit dem übergeordneten spirituellen Prinzip, dem großen Shen (je nach Philosophie/ Religion als Dao, Gott, Allah bezeichnet) verbindet. Babys, die gerade auf die Welt gekommen sind, haben diese natürliche Verbindung noch in viel stärkerem Masse. Sie geht aber aus verschiedenen Gründen nach einer gewissen Zeit verloren. Ein Teil unserer Lebensaufgabe kann und soll es sein, diese Verbundenheit wieder herzustellen, was spirituelle und religiöse Praktiken mit verschiedenen Techniken versuchen. Der Shen muss wie Jing und Qi gepflegt und auch "geschliffen" werden, damit er klar und ruhig die Umgebung wahrnimmt, adäquat und schnell auf verschiedene Situationen reagieren kann. Verschiedene Einflüsse, wie Stress, nicht ausgedrückte Emotionen, psychoaktive Substanzen oder übermäßige Ablenkungen über Medien trüben den Shen wie ein Weiher, in dem zu viel Sediment treibt oder aufgewirbelt wird.
Diese drei Schatzkisten sind aber nicht für sich allein im menschlichen Sein vorhanden, sondern miteinander verbundene Ausprägungen des Menschlichen Seins.
  • Wenn das Qi geschwächt ist, ist der Shen auch nicht voll funktionstüchtig und wir haben Mühe, uns zu konzentrieren und die Umgebung wahrzunehmen.
  • Langandauernde Schwäche des Qi schädigt unsere Substanz-Jing. Diese ist sozusagen unser Reservesystem und wenn das Qi über lange Zeit ungenügend vorhanden ist, kurbelt der Körper den Verbrauch des Jing an, um die Produktion des Qi zu unterstützen.
  • Wenn der Shen längere Zeit in Bedrängnis ist, zum Beispiel wenn ich über Monate oder Jahre um meinen Job bangen muss, kann das irgendwann auch das Jing- die Substanz angreifen. Wir sagen dann auch zueinander: "es geht mir an die Substanz!"
  • Wenn ich eine Konstitutionelle Schwäche habe, mein Jing weniger stark ist, kann es sein, dass ich Mühe habe, Nahrungsessenzen aufzuschlüsseln oder aufzunehmen (Jing- Qi). Oder es kann sein, dass ich eine kognitive Schwäche entwickle (Jing-Shen).
Wenn alle drei Qualitäten ausgewogen und in ausreichendem Masse vorhanden sind, können wir unser volles seelisch- geistig- körperliches Potenzial ausschöpfen und so die Aufgaben oder sogar unsere Bestimmung im Leben erfüllen!
  • Wenn der Shen/ Geist klar und strahlend ist, können wir unser volles menschliches Potenzial / Jing ausschöpfen. Es ist wie ein Bildhauer der die im Stein- Jing  innewohnende Form und Struktur erkennt und sie mit seinem Shen und den Werkzeugen herausarbeitet.
  • Das Qi unterstützt alle körperlich- geistigen Funktionen und bildet somit die energetische Basis, auf der das Zusammenspiel von Jing und Shen aufbauen kann. Obwohl ich weiter oben erwähnt habe, dass gerade das Jing nicht aufgebaut werden kann, gibt es in der Daoistischen Praxis der inneren Kultivierung  (Neidan) die Möglichkeit, über bestimmte Praktiken, das, was wir als nachgeburtliches Jing bezeichnen, zu bilden. Wenn wir das Qi unterstützen und nähren, so dass es im Überfluss vorhanden ist, kann es sogar die Essenz- Jing aufbauen. In unserem oben erwähnten Bild des Wassergefäßes sieht das dann wie folgt aus: wenn wir das Qi nähren und stärken, steigt trotz gleichzeitigem Verbrauch von Qi der Spiegel langsam aber stetig an, bis er über den Rand fließt und sich in einem Gefäß unterhalb dem ersten sammelt. Das Wasser ist dann aber auch angereichert und hat sich in der Struktur gewandelt, sagen wir mal in Sirup. Dieser Sirup ist die Essenz, die wir über Kultivierung und Transformation unserer Energie- Qi gesammelt haben. Es wird mit einem alchemistischen Prozess verglichen und bildet das, was in der Daoistischen Tradition als Yang Shen- die Kunst der Langlebigkeit bezeichnet wird!
 

Fortsetzung folgt: Im nächsten Beitrag möchte ich die verschiedenen Faktoren erläutern, die zur Schwächung der Schätze führt. Danach kommen die Möglichkeiten der Kultivierung.
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    Autor

    Mein Name ist Reto Deuber. Ich beschäftige mich seit meiner Jugend mit Themen wie asiatischer Kultur und Philosophie, Japanischen und Chinesischen Kampfkünsten, Qigong, Chinesischer Medizin, Ernährung und Physiotherapie.

    In diesem Blog möchte ich etwa alle drei bis vier Wochen einen Beitrag zu Themen vorstellen, die mich in meinem Therapeutischen Schaffen oder meiner Freizeit beschäftigen.

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